DER RAUBFISCHDIAMANT IM WALDVIERTEL

(-Bernd Keplinger-)

Es begann alles im August 2009, als ich mit meiner Freundin im Rahmen eines Österreichtrips zum ersten Mal den Kampstausee Ottenstein im Waldviertel streifte. Der oberste See einer dreiteiligen Kaskade wird vom Kamp gespeist, weist bei Vollstau eine Wasseroberfläche von 450 Hektar auf einer Länge von 14km (~70km Uferlänge) und Tiefen bis knapp 60m auf.

In einem Zeitungskiosk, nahe dem herrlich gelegenen Bootshaus, sprang mir sofort ein Werbe-Prospekt eines professionellen Angelführers, der auch Fischbiologe ist, ins Auge.

Als sich dann 2010, der bekannte Raubfischangler Jörg Strehlow aus Hamburg (Faulenzermethode) auf mein Ansuchen hin bereit erklärte, die Alpenrepublik um Seminare abzuhalten, zu besuchen, kam mir der Kampstausee wieder in den Sinn und ich Griff zum Telefon um mich mit besagtem Stausee-Guide kurz zu schließen. Ohne zu zögern, erklärte sich dieser dazu bereit, gemeinsam mit dem "Raubfischpapst" und mir, eine Bootsangeltour auf Niederösterreichs Räuber zu unternehmen.

Von der ersten Sekunde an, im Boot des einheimischen Profis, war es um mich geschehen, die außergewöhnlich schöne Landschaft, die intakte Natur (vergleichbar mit Skandinavien) und die Erzählungen über kapitale Zander, dicke Hechtdamen und 50-iger Barsche erweckten in mir das Gefühl, das ich im österreichischen Raubfischeldorado angekommen bin. An diesen zwei Tagen waren wir aber nicht besonders vom Glück verfolgt, nach anfangs zarten Fehlbissen beim Vertikalangeln und kleineren Stachelrittern, verlor Jörg in einer malerischen Bucht, zwei Hechte, wovon einer deutlich die Metermarke geknackt hätte!!!

Schon auf der Heimfahrt kam in mir ein Gefühl von "Schade dass es schon wieder vorbei ist", auf. In der darauf folgenden Woche buchte ich ein "Spätherbst-Guiding" bei Bernhard.

Was an diesen Novembertagen geschah, sprengte meine wildesten Vorstellungen. Hechte der "Ur-Omaklasse" mit über 15kg und 17,5kg am Vertikalgeschirr - Hammerdrills, kann sich jeder vorstellen, zusätzlich traumhafte Zanderstrecken im zweistelligen Bereich.

Das war dann auch der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft mit Bernhard, wir blieben in Kontakt und arbeiten seit dem sehr eng zusammen.

Ich bin unheilbar vom Stauseevirus befallen und mein Urlaubsplan bekommt jedes Jahr eine Impfung in Form von ein paar Tagen Waldviertel ab. Jetzt, nach einem guten Jahr gemeinsamen Weges, blicken wir bereits auf viele positive und spektakuläre Angelabenteuer zurück, ein stattlicher Hecht zum Beispiel, den wir bei einem weiteren Highlight aus Bernhards Angeboten, dem Eisfischen, fangen konnten.

2011 war für mich persönlich eine Traum-Saison, konnte ich im Juni den größten, je gemeldeten Stausee-Wels mit 192cm und geschätzten 50 kg beim Schleppfischen verhaften.

Tags drauf fange ich einen 120cm langen Hecht – ein sehr alter Fisch, er hatte zwar einen riesigen Schädel aber schon deutlich an Körpermasse verloren – eine wahre Freude einen derart erfahren Fisch landen zu dürfen und zu wissen dass die "Oma" ihren Lebensabend im Wasser verbringen wird! Am Kamp werden selbstverständlich auch "Küchenfische" entnommen, kapitale Flossenträger werden von den immer mehr werdenden, nachhaltig denkenden Anglern, schonend zurückgesetzt – "Catch & Select" ist auch ganz klar meine Philosophie beim Angeln!

Im Allgemeinen war die gesamte Saison des "Stauseefischers" Bernhard von unglaublichen Fangserien kapitaler Hechte weit über der Metermarke geprägt. Vielen seiner Guidingkunden verhalf er nicht nur durch seine Erfahrung und Gewässerkenntnis zu wahren Traumfischen, auch seine Hartnäckigkeit in gewissen Bereichen macht sich immer wieder bezahlt.

Alles in allem, kann ich dieses Gewässer (drei Reviere) jedem nur wärmstens ans Herz legen, ich angle schon seit Kindeszeit und hab durch zahlreiche geführte Angelreisen, Europaweit viele Top-Reviere befischt, aber das Potential, das durch die nachhaltige Bewirtschaftung sowie die Förderung natürlicher Reproduktion, entsteht, sorgt anglerisch immer wieder für große Momente und Überraschungen – da kann wirklich jeden Moment ein unglaublicher Fisch einsteigen. Meine Begeisterung ist ungetrübt – ich bin sehr stolz, das wir in Österreich ein Gewässer mit einem derartigen Raubfischbestand vor einer so atemberaubend schönen Kulisse aufweisen können!